Inklusionslücke Bildung – Österreich auf dem Prüfstand der UN
- Sitzungsdatum:
- 19. Juni 2023
- Austragungsort:
- ÖGB Catamaran - Veranstaltungssaal Wilhelmine Moik (Johann Böhm Platz 1, 1020 Wien) und online
https://monitoringausschuss.onlineveranstaltung.at/
Es braucht keine Veranstaltung mehr, in der diskutiert wird, was Inklusive Bildung ist und wie man sie umsetzen kann. Dieses Wissen ist vorhanden und zugänglich. Inklusive Bildung braucht vor allem die richtigen Rahmenbedingungen, diese werden in Österreich von der Bildungspolitik nicht gesetzt.
Mit Artikel 24 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen verpflichtet sich Österreich dazu, dass alle Kinder mit und ohne Behinderungen gleichberechtigt lernen können. Was es bedeutet, dass Artikel 24 in Österreich nicht umgesetzt ist, zeigt die Realität der Menschen mit Behinderungen.
Inklusionslücken und Inklusionsbrücken
Im ersten Halbjahr 2023 forderte der Unabhängige Monitoringausschuss Menschen mit Behinderungen auf, ihre erlebten Inklusionslücken und Inklusionsbrücken auf ihrem Bildungsweg einzusenden. Rund um die Öffentliche Sitzung wurden die Einreichungen auf Social Media (Instagram, Facebook) veröffentlicht. Welche Inklusionslücken in der Bildung wurden und werden erlebt? Welche Inklusionsbrücken haben gemeinsame Bildung ermöglicht? Diese Erfahrungen wurden vom Monitoringausschuss auch mit nach Genf zur UN-BRK Staatenprüfung im August 2023 genommen.
Die Zusammenstellung präsentiert sämtliche eingegangenen Lücken und Brücken: Sammlung Brücken und Lücken.PDF
„Inklusionslücke Bildung“ – 19.06.2023 von 13:30 bis 17:30
Die Öffentliche Sitzung „Inklusionslücke Bildung“ am 19.06.2023 des Unabhängigen Monitoringausschuss setzte die persönlichen Erfahrungen von uns Menschen mit Behinderungen in den Fokus. Das Moderatorinnenteam Yuria Knoll und Iris Kopera führten im ÖGB Catamaran durch den Nachmittag.
Barrieren, Baustellen und Behinderungen – Zum Stand der Umsetzung von Artikel 24 der UN-BRK
Vorsitzteam des Monitoringausschusses Tobias Buchner & Daniela Rammel hielten zum Start ihren Vortrag zur Bedeutung des Artikel 24 und dessen Umsetzungsprobleme in Österreich. Sie zeigten praxisnah auf, dass Österreich die Menschenrechte von Menschen mit Behinderungen im Bereich Bildung verletzt. In den letzten Jahren wurden sogar Rückschritte gemacht.
Meine Bildungsbiographie – Erfahrungsberichte
Menschen mit Behinderungen sprachen am Podium über die erlebten Inklusionslücken & Inklusionsbrücken auf ihrem Bildungsweg.
- Katrin Neudolt (Badminton-Spielerin und Speakerin) sprach über ihren sehr mühsamen Weg zu einer barrierefreien Bildung. Es kostete sie wahrscheinlich bis zu 2-3 Jahre die Barrieren wie fehlende ÖGS-Dolmetschung aus dem Weg zu räumen. Gerade im universitären Bereich vermisst Katrin Neudolt Bewusstsein für gehörlose Menschen.
- VIDEO Laura Moser (Mitglied des Jugendbeirat für den Tiroler Monitoringausschuss) stellt fest, dass Menschen mit Behinderungen und Menschen ohne Behinderungen viel voneinander lernen können. Bildung bestimmt in welche Richtung sich das Berufsleben entwickelt. Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, selbst über den eigenen Bildungsweg und Berufsweg zu entscheiden und nicht dass Barrieren das für einen entscheiden.
- Anonyme Erfahrungen von Lehrer*innen (Vorgelesen von Clemens van Saanen): Die Lehrerin, 30 Jahre alt und im 7. Jahr an einer AHS Sekundarstufe, erlebt Herausforderungen bei der Inklusion von Schüler*innen mit Behinderungen. Sie betont, dass mehr spezialisiertes Personal und Unterstützung für Lehrer*innen und Schüler*innen notwendig sind, um faire Inklusion zu gewährleisten. Die fehlende Begleitung in bestimmten Situationen führt zu Schwierigkeiten im Unterricht und erfordert individuelle Lösungen.
7 Lebende Bücher – „Mein Bildungsweg“
Bildungsbiografien von Personen mit Behinderungen bildeten bei dieser Öffentlichen Sitzung die Basis. Als „Lebende Bücher“ (angelehnt an das Konzept der „Living Libraries“) erzählten Menschen mit Behinderungen über ihre vielfältigen persönlichen Erfahrungen mit Bildung.
Videoaufzeichnung von Christian Krendl als Lebendes Buch
Abschluss durch das Vorsitzteam
Tobias Buchner vom Vorsitzteam bedankte sich bei allen Mitgestalter*innen und betonte besonders wie wichtig aber sicherlich auch schwierig das Teilen von persönlichen Erfahrungen war. Daniela Rammel griff einige Inklusionslücken und Inklusionsbrücken auf, die ihr vom heutigen Tag besonders in Erinnerungen blieben:
- Menschen mit Behinderungen müssen sich immer selber darum kümmern, an Bildung teilhaben zu können. Das ist anstrengend und zeitintensiv!
- Es gibt viele Vorurteile, Ausgrenzungen und Diskriminierungen besonders als einzige Person mit Behinderungen in Regelschulen.
- Sonderschulen sind für viele oft auch unterfordernd und bieten keinen Weg zu einem guten Beruf.
- Voneinander lernen ist wichtig.
- Bildung kann auf vielfältige Art und Weise nähergebracht werden, das ist ein Barrierefreiheitsfaktor
- Servicestellen wie Behindertenvertrauenspersonen ist wichtig – das bräuchte es flächendeckend.
- Einfach probieren, einfach machen lassen!
- Es braucht motiviertes Lehrpersonal und es braucht finanzielle Ressourcen.
Das Vorsitzteam bekräftigte abschließend, dass alle Erfahrungen mit nach Genf zur UN-Staatenprüfung Österreichs mitgenommen werden.
Barrierefreiheit der Veranstaltung:
ÖGS-Dolmetschung (Patricia Brück, Katharina Marsh), Schriftdolmetschung (Amtmann und Team), Zusammenfassungen in Leichter Sprache (Petra Plicka), Grundsätzliche Nutzung einfacher Sprache, 3 Persönliche Assistent*innen vor Ort zur vielfältigen Unterstützung, Online-Teilnahme
Unterstützung
Wir danken dem ÖGB Chancen-Nutzen Büro für die zur Verfügungstellung der Räumlichkeiten im ÖGB-Catamaran.
Impressionen der Veranstaltung:
Vielen Dank an Minitta Kandlbauer für die Fotos.